Automobilbau: David gegen Goliath
Kaum ein anderer Vorfall prägte das Jahr so wie der Streit zwischen Volkswagen und seinem Sitzbezug-Zulieferer Prevent. Nicht die Maut und nicht die Elektromobilität. Ein Tabubruch und zudem ein Kampf wie der von David gegen Goliath - mit ähnlichem Ende.
Die Folgen des Krachs werden die Branche allerdings wohl noch eine ganze Weile beschäftigen. Denn in den seltenen Fällen in der Vergangenheit waren "irreparable Schäden in der Beziehung" die Folge und manchmal auch die Pleite. Ähnliches erwarten manche Zulieferer auch für Prevent. "Diese Firma wird nie wieder Aufträge von irgendeinem Fahrzeughersteller bekommen", so eine der Meinungen aus der Branche.
Andererseits: Wenn die Wolfsburger den Streit gezielt eingesetzt haben, um zu kaschieren, dass der Absatz nicht so läuft, wie man sich das vorstellt, dann ist das Vertrauen in der Tat beschädigt - allerdings in der anderen Richtung.
Seit Ignacio Lopez in den 90ern als Chefeinkäufer festzurrte, dass es der Automobilbauer ist, der vorgibt, was, wie, wo, wann und für welchen Preis gemacht wird, ist das System zementiert. Nach Rasenmähermethode müssen die Zulieferer meist pro Jahr rund 2 Prozent einsparen. Und bis Prevent traute sich niemand ernsthaft gegenzuhalten, da steht die Angst vor Auftragsverlust vor. Dass Zulieferer sich nicht gegen die übermächtigen Auftraggeber zusammenrotten wie weiland die Arbeiter zu Gewerkschaften, das wiederum verhindern die Marktmechanismen.